Lichterfiguren Engel und Bergmann
Discharge Serigrafie auf Baumwolle, Posterleisten aus Eichenholz
Diese Arbeit entstand im Rahmen der Veranstaltung “Kunst in den Stuben und Höfen” 2024 in Schwarzenberg im Erzgebirge. Dort liegen meine Wurzeln, die erzgebirgischen Traditionenen und Bräuche begleiten mich seit jeher. Die textilen Wandbilder zeigen Engel und Bergmann, die bekanntesten Figuren in der erzgebirgischen Volkskunst. Sie sollen Licht, Frieden und Schutz bringen.
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ENGEL UND BERGMANN
DIE WÄCHTER DER BERGLEUTe
Das Erzgebirge und der Bergbau sind seit Jahrhunderten untrennbar miteinander verbunden, Sprache, Brauchtum, Lieder und Symbolik sind davon geprägt. Engel und Bergmann zählen zu den ursprünglichsten und bekanntesten Motiven in der Erzgebirgischen Volkskunst.
Anfang des 16. Jahrhunderts wurden im Erzgebirge große Vorkommen an Metallerzen entdeckt. Diese Bodenschätze wurden unter schwersten Bedingungen unter Tage abgebaut. Die Arbeit war hart und gefährlich, Unfälle waren im historischen Bergbau an der Tagesordnung. Es waren meist die jungen Männer, die sich als Bergleute verdingten und ihren Familien so den Hauptteil des Einkommens bescherten. Der Schichtbeginn lag oft vor Tagesanbruch und die Bergmänner konnten - vor allem im Winter wenn die Tage kurz waren - erst nach Einsetzen der Dunkelheit wieder zurück nach Hause kehren. Der Mangel an Licht und die Gefahr in den Stollen waren damals allgegenwärtig. Tiefer christlicher Glaube und handwerkliches Geschick der Erzgebirgler ließen die ersten Lichterfiguren entstehen. Sie sollten den Bergleuten nach getaner Arbeit den sicheren Weg nach Hause weisen, symbolisch Glück und Schutz bringen. Die Engel als die beschützende Himmelsmacht, während die Bergmänner Abbilder der Söhne und Ehemänner waren, die im Bergbau Tag für Tag ihr Leben riskierten. Die beiden Lichterfiguren fanden schnell auf den Altaren der erzgebirgischen Kirchen einen festen Platz und baten dort sinnbildlich um Gottes Schutz. Später entwickelte sich der Brauch von Engel und Bergmann als Adventsleuchter: Sie symbolisierten die Anzahl der Söhne und Töchter einer Familie und wurden in der Vorweihnachtszeit in die Fenster gestellt. Noch heute ist es im Erzgebirge Tradition, den Töchtern zu Weihnachten Lichterengel zu schenken, während die Söhne einen Bergmann bekommen.
HERR, DER DU MEINE PFADE LENKST
Geistliches Berglied, „Bergmännischer Kalender“ Annaberg, 1791
1
Herr, der du meine Pfade lenkst,
mit mir zur Tiefe fährest
im Schoß der Erde mein gedenkst,
mich schützes und ernährest,
dich preist mein Lied, ehrt mein Gesang
hoch auf aus rauhem Felsenhang.
2
Zur Rechten und zur Linken schwebt
die Menge der Gefahren.
Doch daß mein Herz nicht zagt noch bebt,
du wirst mich schon bewahren:
Denn du bist Gott, und dort und da
mir überall mit Hilfe nah.
3
Erretter aus Gefahr und Tod,
durch milde Vaterhände,
gibst Arbeit, Freud‘ und Brot
bis an mein Lebensende
Und nimmst, vollbring ich meinen Lauf,
mich gütig in den Himmel auf.
4
Mein Herz, im Schacht und Felsenhang,
in grausen Mitternächten,
erheb‘ zu ihm den Lobgesang.
Ihn preisen die Gerechten,
denn er ist Gott, und dort und da
mir gnädig seine Hilfe nah.